Nutztierpraxis

Gemischtpraxis

Als Nutztierarzt behandelt man vornehmlich landwirtschaftliche Nutztiere wie Rinder und Schweine. Welche Patienten am Tag behandelt werden müssen, ergibt sich meist erst am Morgen, wenn die Landwirte zum Füttern und/oder Melken im Stall waren. Nach der Tourenplanung geht es mit dem Auto über Land von Betrieb zu Betrieb, wo die einzelnen Tiere oder der Bestand untersucht und behandelt werden. Je nach Jahreszeit sind auch viele Geburten dabei. Anders sieht es im Falle der Bestandsbetreuung aus, wo man den Landwirt kontinuierlich hinsichtlich Haltung, Fütterung, Zucht und Management berät. Nach dem Mittagessen gibt es in vielen Nutztierpraxen noch 1-2 Stunden Kleintiersprechstunde, in der auch Standard-OPs wie beispielsweise Kastrationen und Impfungen vorgenommen werden.
Zwar wird man in der Nutztierpraxis keinen Computertomographen für eine Diagnose einsetzen und auch die Behandlungsmöglichkeiten können im Vergleich zur Pferde- oder Kleintierpraxis eingeschränkt sein, dafür sind die Anforderungen an den Tierarzt im Bereich Bestandsbetreuung höchst anspruchsvoll: Die zunehmende Digitalisierung in der Landwirtschaft, damit verbunden Integration und Auswertung von Sensordaten für bessere Leistung und Tiergesundheit und die Zusammenarbeit vieler verschiedener Gewerke, wie Stallbau, Klauenpfleger, Aufzuchtbetrieb, Futtermittelzulieferer, Melktechnik, Veterinäramt, Schlachter, Tiertransporteur haben daran Anteil. Im gemeinsamen Ziel Tierwohl spielt der Nutztierarzt damit eine entscheidende Rolle.

Überblick

Typische Tätigkeiten

  • Besamung bei Rind und Schwein
  • Geburtshilfe beim Rind
  • Lahmheitsdiagnostik beim Pferd
  • Impfungen bei Schwein, Rind, Geflügel, Hund, Katze, Kaninchen
  • Beratende Tätigkeiten wie zum Beispiel Bestandsbetreuung beim Schwein oder Stallmanagement
  • Kastrationen von Hund und Katze
  • Verkauf von Ergänzungsfuttermitteln
  • Rufbereitschaft für Notfälle, vor allem Nutztiere

Arbeitsgebiete

Fahrpraxis ohne angeschlossene Klinik

  • Der Pferdetierarzt untersucht und behandelt vor Ort in den Reit- und Zuchtbetrieben
  • Fahrpraxis mit angeschlossener Praxis/Klinik
  • Erweiterung der Fahrpraxis um eine stationäre Praxis/Klinik mit Boxen, Untersuchungs- und Behandlungsräumen zur Erweiterung des Behandlungsspektrums und Schaffung von Operationsmöglichkeiten

Klinik

  • Untersuchungen und Behandlungen ausschließlich in der Klinik
  • Klinikstatus bedeutet unter anderem 24-Stunden-Bereitschaftsdienst

Die Patienten

  • Pferde
  • Rinder
  • Schweine
  • Klein- und Heimtiere
  • Ziegen
  • Schafe
  • Geflügel

Perspektiven

  • Hohes Ansehen in der Gesellschaft
  • Große wirtschaftliche Be­deutung von Nutztieren
  • Abwechslungsreiche Tätigkeit durch unterschiedlichste Patienten und Aufgaben
  • Viel direkte Anerkennung Selbständiges und eigen­verantwortliches
  • Arbeiten Arbeiten an der frischen Luft
  • Spezialisierung als Chance (auch Bestandsbetreuung und alter­native Heilmethoden)

Verdienst

  • Einstiegsgehalt zwischen 3.000 bis 3.400 € inkl. Finanzierung von Fort- und Weiterbildungen
  • 13 Monatsgehälter möglich
  • Gehaltssteigerung nach Einarbeitung
  • Weitere Gehaltssteigerungen gemäß Engagement, Wissen und Erfahrung
  • Erhöhung des Einkommens durch Spezialisierung
  • Erhöhung der Verdienstmöglichkeiten durch Selbst­ständigkeit oder Teilhaberschaft; bis zu 100.000 € brutto und mehr pro Jahr möglich

Arbeitszeiten

  • Arbeitszeiten von 8:00 bis 19:30 Uhr inkl. Mittagspause
  • Dringende Fälle und Notfälle bestimmen den zeitlichen Tagesablauf mit unterschiedlichen Arbeitsspitzen
  • Not- und Wochenenddienste müssen eingeplant werden
  • Freizeitausgleich für Überstunden und Sonderdienst

Interview

Stefan Wesselmann

Praxisinhaber

Warum bist du Tierarzt geworden?
Als Kind hatte ich eigentlich immer zwei Berufswünsche: entweder wollte ich Tierarzt oder Architekt werden. Vermutlich wurde der Berufswunsch Tierarzt auch dadurch geprägt, dass es in unserer Familie immer Tiere gab und ich als Jugendlicher einige Zeit sogar Ziervögel gehalten und gezüchtet habe.
Hast du gleich nach dem Abitur mit dem Studium der Veterinärmedizin begonnen und wie hast du das Studium in Erinnerung?
Nach dem Abitur habe ich dann zwar erst einmal Architektur studiert, aufgrund eines Auswahlgespräches dann aber später einen Studienplatz für Tiermedizin in Hannover bekommen. Das Studium war eine tolle Zeit.
Was macht dir an deinem Beruf besonderen Spaß?
Nach meinem Studium habe ich etwa 17 Jahre mit Begeisterung als sogenannter Gemischtpraktiker gearbeitet und so ziemlich alle Tierarten behandelt: Morgens ein Kaiserschnitt bei der Kuh, danach Sauen per Ultraschall untersucht, nachmittags eine Hündin kastriert und abends eine Kolik beim Pferd behandelt. Dann habe ich eine auf die Betreuung von Schweinebeständen fokussierte Praxis gegründet und diesen Schritt nie bereut.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Unsere Aufgabe ist es, die Schweinebestände gesund zu erhalten und dafür muss viel diagnostiziert und untersucht werden. Ultraschall, Blutproben, pathologische Untersuchungen im eigenen Sektionsraum, Auswertungen von biologischen Leistungen, Klimamessungen und Futteruntersuchungen sind an der Tagesordnung. Oft ist es wirklich Detektivarbeit – umso erfreulicher sind dann positive Veränderungen im Bestand. Aber auch Papierkram, Büro und Verwaltung gehören zum Job.
Hast du genügend Freizeit für Familie, Freunde, Hobby und Sport?
Aufgrund der sehr guten Durchstrukturierung der Praxis sind viele Abläufe festgelegt und Besuche stehen lange vorher fest. Das bedeutet, dass die Tage sehr gut planbar sind und eigentlich alle Arten von Hobbys und die verschiedensten Lebensumstände gut mit dem Beruf vereinbar sind.
Was ist das Besondere an deiner Arbeit?
Das Besondere ist, dass wir immer versuchen können, innovativ zu sein und neue Dinge auszuprobieren. So werden regelmäßig weltweit Weiterbildungen und Kongresse besucht. Sich den Herausforderungen der Gesellschaft zu stellen und zum Beispiel mitzuhelfen, den Tierschutz weiter zu verbessern und den Antibiotikaeinsatz zu minimieren, ist ein gutes Gefühl.
Was fällt dir in Bezug auf deine Arbeit eher schwer und liegt dir nicht so?
Bei so vielen Aufgaben kann es manchmal zu viel werden. Dann ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Das ist nicht immer leicht, gelingt in einem gutem Team aus Tierärzten, Tiermedizinischen Fachangestellten und Büropersonal aber sehr gut.
Wie steht es um den Verdienst – bist du zufrieden?
Die Praxis ist in den letzten Jahren konstant gewachsen, so dass wir alle ganz gut verdienen. Unser Verdienst steht und fällt jedoch mit der Qualität unserer Arbeit und die Qualität haben wir selbst in der Hand. Aber auch zu meiner Zeit in der Gemischtpraxis war mein Verdienst gut.
Würdest du jungen Menschen den Beruf Tierarzt empfehlen und wenn ja, warum?
Auf jeden Fall. Kaum ein naturwissenschaftliches Studium ist vielseitiger und kaum ein anderer Hochschulabschluss ermöglicht eine so große Anzahl verschiedenster Berufe und Arbeitsgebiete.
Welche Eigenschaften, Begabungen und Interessen sollte jemand für den tierärztlichen Beruf mitbringen?
Man sollte sich unbedingt für Tiere, Naturwissenschaften und Medizin interessieren. Zudem ist ein Praktikum vor dem Studium sicher hilfreich. Der Erfolg des Studiums ist meines Erachtens auch überhaupt nicht abhängig von besonderen Abiturnoten. Ich kenne viele Kollegen, die auch nur mit einem guten oder durchschnittlichen Abitur das Studium problemlos gemeistert haben und heute sehr erfolgreich arbeiten.
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Impressionen deines 

zukünftigen Berufsalltags

Auch wenn Du dich nach dem Studium für eine Richtung entscheidest, bleibt dein Berufsalltag bunt, abwechslungsreich und immer bedeutsam.

Werde Tierärzt:in!

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