Pferdepraxis

Pferde sind edle und zum Teil auch sehr wertvolle Tiere, für die viele Pferdebesitzer weder Kosten noch Mühen bei der Behandlung sparen. Im Krankheitsfalle wird meist zuerst der mobile Pferdetierarzt mit seinem Praxiswagen vor Ort in den Stall zur Untersuchung und Behandlung gerufen. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Patienten sind dabei nicht zu unterschätzen, weshalb man nicht nur an Pferden und dem Umgang mit den Pferdebesitzern, sondern auch am Autofahren Spaß haben sollte. In der Fahrpraxis besteht der Praxisalltag etwa zur Hälfte aus fest terminierten Untersuchungen und Behandlungen und zur anderen Hälfte aus der Versorgung von Notfällen. In einer Pferdeklinik, die 24 Stunden am Tag Bereitschaftsdienst hat, arbeitet man im Team und untersucht, operiert und behandelt die Pferde, die eingewiesen wurden, in der Klinik. Meist sind diese sehr modern und hochwertig ausgestattet, was eine eingehende Diagnostik ermöglicht.
Neben dem Umgang mit diesen tollen Tieren sind der Diagnostik und Behandlung des Einzeltieres kaum Grenzen gesetzt. Zudem kommt man insbesondere in der Fahrpraxis viel rum, hat sehr viel Kundenkontakte und viele Einblicke in die Reitsportszene sowie in die Zucht. Pferdekliniken bieten wiederum gute Möglichkeiten der Spezialisierung und der Teamarbeit.

Überblick

Typische Tätigkeiten

Fahrpraxis inklusive Bestandsbetreuung

  • Arbeitszeit ca. 8:00 Uhr bis ca. 19:30 Uhr inkl. Pausen
  • Tageskilometerpensum: 80 – 300 km
  • Bereitschaftsdienste: abhängig von der regionalen Dichte der Tierarztpraxen. 1-2 Wochenenden/Monat sollten eingeplant werden.
  • Ausgleich für Zusatzdienste ist durch das  Arbeitszeitgesetz geregelt. Individuelle Zuschläge bedürfen der Absprache. 
  • Zusätzlich fällt Verwaltungsarbeit und Apothekenführung an

Klinik

  • Arbeitszeit ca. 8:00 Uhr bis ca. 19:00 Uhr inkl. Pausen
  • Im Gegensatz zur Fahrpraxis häufig speziellere Untersuchungen (z.B. digitales Röntgen, CT, MRT, Ultraschall) und Behandlungen sowie Operationen
  • Kliniken haben 24 Stunden an 7 Tagen die Woche Bereitschaft
  • Bereitschaftsdienst etwa an 1-2 Tagen pro Woche sowie 1-2 Wochenenden im Monat
  • Ausgleich von Sonderdiensten möglich
  • Extra Personal für Verwaltung und Apothekenführung
  •  

Arbeitsgebiete

Fahrpraxis ohne angeschlossene Klinik

  • Der Pferdetierarzt untersucht und behandelt vor Ort in den Reit- und Zuchtbetrieben


Fahrpraxis mit angeschlossener Praxis/Klinik

  • Erweiterung der Fahrpraxis um eine stationäre Praxis/Klinik mit Boxen, Untersuchungs- und Behandlungsräumen zur Erweiterung des Behandlungsspektrums und Schaffung von Operationsmöglichkeiten

Klinik

  • Untersuchungen und Behandlungen ausschließlich in der Klinik
  • Klinikstatus bedeutet unter anderem 24-Stunden-Bereitschaftsdienst

Die Patienten

  • Tiere in einem natürlichen Umfeld
  • Körpergewicht bis 800 kg
  • Körperliche Fitness notwendig
  • Es ist stets Vorsicht im Umgang mit den Tieren geboten (Verletzungsgefahr)

Perspektiven

    • Spezialisierung als Chance (auch alternative Heilmethoden)
    • Zukunftssicherheit der Pferdepraxis aufgrund von anhaltender Beleibtheit von Pferden und des Pferdesports
    • Große Möglichkeiten im Bereich von Diagnostik und Therapie

Verdienst

  • Einstiegsgehalt zwischen 3.000 bis 3.400 € brutto pro Monat inkl. Finanzierung von Fort- und Weiterbildung
  • 13 Monatsgehälter möglich
  • Gehaltssteigerung nach Einarbeitung
  • Weitere Gehaltssteigerungen gemäß Engagement, Wissen und Erfahrung
  • Erhöhung der Gehaltserwartung durch Spezialisierung
  • Erhöhung der Verdienstmöglichkeiten durch Selbstständigkeit oder Teilhaberschaft bei gutem Management; bis zu 100.000 € brutto und mehr pro Jahr möglich
  •  

Arbeitszeiten

  • Klinikstatus bedeutet unter anderem 24-Stunden-Bereitschaftsdienst

Interview

Dr. Stephan Odenkirchen

Fachtierarzt für Chirurgie und Pferde

Warum bist du Tierarzt geworden?
Von Kindesbeinen an bin ich viel geritten und sah im Beruf des Pferdearztes eine Möglichkeit, meine Begeisterung für die edlen Vierbeiner mit meiner Faszination für die Medizin zu vereinen. Die Option, später als Selbstständiger arbeiten zu können, war ein weiterer Beweggrund.
Wie hast du das Studium in Erinnerung?
Ich habe mein Studium vom ersten Tag an geliebt. Prüfungen sind immer anstrengend, doch das Studium der Tiermedizin ist abwechslungsreich, die Studenten bodenständig, teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, aber daher auch besonders interessant. Die Kombination aus praktischen Übungen und theoretischer Wissensvermittlung wird nie langweilig.
Was macht dir an deinem Beruf besonderen Spaß?
Der konsequente diagnostische Überlegungsprozess, den ich anstellen muss, um herauszufinden, was meinem Patienten fehlt. Als Tiermediziner ist man ein medizinischer Detektiv auf der ständigen Suche nach Beweisen für eine Diagnose.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Bei mir in der Praxis fangen wir morgens um 8 Uhr mit einer Dienstbesprechung an, in der Patienten und Fahrrouten verteilt und Problempatienten besprochen werden. Das betrifft sowohl unsere stationär zur Diagnostik und Therapie aufgenommen Patienten, als auch solche, die vor Ort im Stall untersucht und behandelt werden. Nach der etwa zweistündigen Mittagspause wird der Routinebetrieb inklusive Operationen bis ca. 19 Uhr fortgesetzt.
Was fällt dir in Bezug auf deine Arbeit eher schwer und liegt dir nicht so?
Misserfolg ist generell schwierig. Die berufsbedingte Dienstbereitschaft ist ebenfalls mitunter schwierig, es lassen sich jedoch auch zeitgemäße Arbeitszeitmodelle finden und installieren. Manchmal ist auch der Umgang mit den Pferdehaltern nicht leicht. Andererseits ist es in jedem verantwortungsvollen Beruf manchmal schwierig. Das auszuhalten, ist ein Teil des Erfolges.
Hast du genügend Freizeit für Familie, Freunde, Hobby und Sport?
Lehrjahre sind keine Herrenjahre - ein alter, eventuell aber nicht ganz falscher Spruch. Die ersten Berufsjahre verlangen mehr Zeiteinsatz als es später der Fall ist. Zeit für Familie, Freunde, Hobby und Sport hat man nie, außer man nimmt sie sich. Die Work-Life-Balance ist ein Problem, das jede Generation für sich neu definiert. Arbeitet man viel, hat man schnell viel Erfahrung und wird als Kompetenzperson geschätzt. Es ist im Einzelfall zu überprüfen, ob das persönliche Umfeld den Zeitaufwand auffängt oder nicht. Ein guter Lehrmeister, der einen an seiner Erfahrung teilhaben lässt, ist hilfreich, wobei auch ein solcher Lehrmeister in der Regel eine Gegenleistung in Form von Arbeitsentlastung erwartet.
Wie steht es um den Verdienst – bist du zufrieden?
Wenn man sich an Praxen mit korrekter Bezahlung bewirbt, kann man jederzeit vom Gehalt leben. Je mehr Qualifikationen, Erfahrungen und Spezialwissen man sich aneignet, desto gefragter ist man und umso besser wird man bezahlt. In der Selbstständigkeit ist bei gutem betriebswirtschaftlichem Denken und hoher Fachkompetenz ebenfalls ein gutes Einkommen zu erzielen.
Würdest du jungen Menschen den Beruf Tierarzt empfehlen und wenn ja, warum?
Ja! Bei ernsthaftem Interesse an diesem wunderbaren Beruf, sollte man zahlreiche Praktika in verschiedenen Praxen/ Kliniken machen und den Betriebsinhabern Fragen stellen, die sich im Praxisalltag stellen. Jeder sollte sich ein genaues Bild vom Beruf machen, kein geschöntes, dann kann man später nicht enttäuscht werden.
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Impressionen deines 

zukünftigen Berufsalltags

Auch wenn Du dich nach dem Studium für eine Richtung entscheidest, bleibt dein Berufsalltag bunt, abwechslungsreich und immer bedeutsam.

Werde Tierärzt:in!

Du interessierst dich für den Beruf Tierarzt:in?
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