Diagnostiklabor

Pipetten, Petri-Schalen, Einmalhandschuhe und Schutzbrille, das sind wohl die ersten Assoziationen von Laborarbeit. Gefolgt von Langeweile, dicken Büchern, englischen Journals und einem Schreibtisch mit eingestaubten Unterlagen. In Wirklichkeit sieht der Alltag eines Labortierarztes oder Labordiagnostikers vollkommen anders aus. Wenn man sich der Diagnostik verschreibt, ist man stets auf der Suche nach der Krankheitsursache. Untersucht werden Proben aller Art. Die mögliche Analysepalette reicht von Blutbildern, klinischer Chemie, Ausstrichen von Urin und Blut bis hin zu zahlreichen Spezial-Methoden wie PCR, ELISA usw. In der Pathologie werden auch ganze Tierkörper seziert.
Aufgabe des Labortierarztes ist es, die Befunde jeden Falles auf Plausibilität und Messfehler zu überprüfen und sie aus fachkundiger Sicht für die Kollegen in der Praxis zu befunden. Dazu gehört auch die Kenntnis im Umgang mit Gesetzestexten wie dem Tierseuchengesetz oder Rechtsgrundlagen rund um die Lebensmittel liefernden Tiere. Hinzu kommen oft auch noch administrative Aufgaben und wissenschaftliche Aufarbeitung, weshalb sich die praktische Arbeit gut mit der intellektuelle Arbeit verbinden lässt.

Überblick

Typische Tätigkeiten

  • Abarbeiten von Anfragen (Email, Telefon)
  • Auskunft zu den einzelnen Befunden und Hilfestellung bei der Interpretation geben
  • Vorbereitungen für Außendarstellungen (Vorbereiten von Fachvorträgen, Publikationen, Laborinformationen, allgemeine Tagungsvorbereitungen)
  • Sichtung und Aufarbeitung der Proben; ggf. auch persönliche Anwesenheit im Labor, zuschneiden und Aufarbeiten bei wissenschaftlichen oder speziellen kommerziellen Fragestellungen (Industrieaufträge)
  • Probenuntersuchungen; ggf. dazu Arbeitsgruppenbesprechungen und Literatursichtung
  • Verfassen der Befunde

Arbeitgeber

  • Private Labore
  • Universitäre Einrichtungen
  • Staatliche Untersuchungsämter
  • Ergänzender Arbeitsbereich in größeren Kliniken

Die Klientel

  • Tierarztpraxen und Tierkliniken
  • Sonstige Unternehmen und Institutionen, die Proben von Tieren zur Untersuchung einschicken

Perspektiven

    • Spezialisierung als Chance (auch alternative Heilmethoden)
    • Zukunftssicherheit der Pferdepraxis aufgrund von anhaltender Beleibtheit von Pferden und des Pferdesports
    • Große Möglichkeiten im Bereich von Diagnostik und Therapie

Verdienst

  • Einstiegsgehalt ist an die Bezahlung im Öffentlichen Dienst angelehnt; ca. 3.000 bis 3.500 € brutto pro Monat
  • 13 Monatsgehälter möglich
  • Gehaltssteigerungen nach Einarbeitung und individuellem Profil

Arbeitszeiten

  • Home Office teilweise möglich
  • Geregelte Arbeitszeiten, oft Gleitzeit
  • Gelegentlich Samstagsdienste
  • Je nach Einsatz in der tierärztlichen Fort-/Weiterbildung auch Kongressbesuche

Interview

Dr. Gerhard Loesenbeck

Leiter der Pathologie der Laboklin GmbH & Co.KG in Bad Kissingen

Warum bist du Tierarzt geworden?
Als Jugendlicher habe ich angefangen zu reiten. Dabei hat mir der Umgang nicht nur mit den Pferden, sondern auch mit den anderen Tieren in den Reitställen viel Spaß gemacht. Meinen großen Kindheitswunsch, nämlich einen eigenen Hund, konnte ich mir dann aber erst als Tierarzt verwirklichen.
Wie hast du das Studium in Erinnerung?
Die Prüfungszeiten waren natürlich anstrengend, der Spaß hat aber doch deutlich überwogen. Nie mehr im Leben hat man so engen und guten Kontakt zu so vielen Gleichgesinnten.
Was macht dir an deinem Beruf besonderen Spaß?
Wir untersuchen im Labor so ziemlich alles, was man von Tieren untersuchen kann. Ich untersuche als Pathologe vor allem Gewebeproben von Tieren, die noch leben. Die einsendenden Tierärzte schicken vielfach Proben von Fällen, die für sie etwas Außergewöhnliches sind. Oft kommen wir zu spektakulären Diagnosen, die manchmal dann auch das Leben von Tieren retten können. Das ist toll!
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Wir fangen morgens zwischen 8 und 9 Uhr an und sind telefonisch bis 18 Uhr erreichbar. Meistens sind morgens ein bis zwei Stunden Zeit, um E-Mails zu beantworten, etwas zu planen oder einen Vortrag/eine Publikation vorzubereiten. Im Laufe des Vormittags fange ich dann an, Gewebeproben am Mikroskop zu untersuchen und die Berichte dazu zu schreiben.
Was ist das besondere an einer Labortätigkeit?
Dadurch, dass wir fast alle Arten von Proben untersuchen, haben wir ein enormes Spektrum an diagnostischen Möglichkeiten. Außerdem bringen wir ständig die Befunde von vielen Fachabteilungen (Pathologie, Mikrobiologie, Parasitologie, klinische Chemie/Blutlabor, Molekularbiologie) unter einen Hut. Dadurch bekommt man im Laufe der Jahre ein sehr breites Wissen über viele Krankheiten.
Wann ist es auch mal schwierig?
Wenn sich die Erwartungen an die Untersuchung nicht erfüllen, kann das schon mal zu Ärger und Diskussionen mit den Kollegen führen. Obwohl wir seltener mit den Patientenbesitzern sprechen, kommt auch das vor. Bei entsprechend schlimmen Diagnosen kann es dann auch zu sehr emotionalen Telefonaten kommen oder die in der Region lebenden Personen stehen dann auf einmal sogar persönlich im Büro.
Hast du genügend Freizeit für Familie, Freunde, Hobby und Sport?
Davon hat branchenübergreifend niemand in anspruchsvoller Tätigkeit genug. Es ist einfach so, dass man im Berufsleben in verschiedenste Bereiche hineinwächst und dann auch über das Tagesgeschäft hinaus Aufgaben übernimmt und wenn es nur die unbedingt notwendige Fortbildungen sind. Jeder muss da für sich sehen, wo die eigenen Grenzen liegen, damit die »work-life-balance« gewahrt bleibt.
Wie steht es um den Verdienst – bist du zufrieden?
Wir Tierärzte müssen nach dem Studium noch eine ziemlich lange Zeit die eigentliche Berufstätigkeit erlernen, am besten im Rahmen einer Fachtierarztausbildung bzw. durch die moderne europäische Variante (sogenanntes Board-Examen in einem »europäischen College«). Wer diese Zeit mit ziemlich wenig Geld durchsteht, ist dann normalerweise ein gefragter Spezialist, der auch gut bezahlt wird und sich sogar den Arbeitsplatz aussuchen kann.
Was rätst du jungen Menschen, die Tierarzt werden möchten?
Wer es wirklich will, sollte es durchziehen und es bei Pro­blemen mit einem Studienplatz ggf. über das Ausland versuchen. Es gibt nur wenige Berufe mit einer solchen Bandbreite an Möglichkeiten.
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Impressionen deines 

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Auch wenn Du dich nach dem Studium für eine Richtung entscheidest, bleibt dein Berufsalltag bunt, abwechslungsreich und immer bedeutsam.

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